„Entfernung des Sigma-Darms will wohl überlegt sein“

Bad Mergentheim. Der Leitende Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie des Caritas-Krankenhauses Bad Mergentheim Dr. Andreas Sauereßig informierte über Divertikulose.

Divertikulose, also Ausstülpungen der Darmschleimhaut, tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf. 50 bis 60 Prozent der über 70-Jährigen in Deutschland haben sogenannte Divertikel im Darm. Die Divertikelbildung kann nicht vermieden werden, da sie von Druck und angestautem Stuhlgang herrührt und mit der Stärke des Bindegewebes zusammenhängen kann. Oft bleiben die Divertikel über Jahre unbemerkt und machen keine Beschwerden. „Kommt es allerdings zu einer Entzündung, können sie plötzliche, sehr starke und langanhaltende Schmerzen im linken Unterbauch verursachen“, erklärte der Leitende Oberarzt und Facharzt für Allgemeinchirurgie und spezielle Viszeralchirurgie Dr. Andreas Sauereßig bei seinem öffentlichen Fachvortrag aus der Reihe „Caritas im Dialog“. Zum ersten Mal nach drei Jahren der Corona-Beschränkungen fand die Veranstaltung wieder in Präsenz in der Aula des Caritas-Krankenhauses statt.

„Die Divertikulitis wird zum einen mit der Darmspiegelung diagnostiziert, die die Innenansicht liefert, eine Computertomografie (CT) ermöglicht den Blick von außen auch auf die wichtigen Strukturen in unmittelbarer Nähe des Darmes, wie Blutgefäße oder Harnleiter“, erläuterte Dr. Sauereßig die Diagnostik. Liege kein Notfall vor, sei der erste Weg immer die konservative Behandlung: „Eine unkomplizierte Divertikulitis, auch wenn sie wiederkehrend auftritt, sollte generell zunächst mit der Gabe eines Antibiotikums und Schmerzmitteln behandelt werden. Hat sich die Entzündung beruhigt, ist es wichtig, leicht verdauliche Kost zu sich zu nehmen und reichlich zu trinken“, bekräftigte der Chirurg. Dies sei auch die beste Methode der Entzündung der Divertikel vorzubeugen. Selbst wiederkehrende Beschwerden wie Schmerzen auch durch mögliche Verwachsungen einer vorausgegangenen Unterleibs-Operation seien lediglich „weiche“ Indikationen für eine Operation. „Im Notfall oder bei einer sogenannten „harten“ Operationsindikation entfernen wir etwa 30cm des Sigma-Darms. Zwar kann der Mensch auf gewisse Teile des Darms gut verzichten, allerdings ist diese Operation grundsätzlich ein  Eingriff, der naturgemäß bestimmten Risiken unterliegt“, betont der Oberarzt. „Das will wohl überlegt sein. Anders verhält es sich allerdings, wenn akuter Handlungsbedarf besteht, wie bei einer Stenose, also der dauerhaften Einengung der Darmpassage, einer schweren Bauchfellentzündung, bei einem Darmdurchbruch, bei wiederholten Blutungen im Stuhl, die zu Eisenmangel führen, oder dem Verdacht auf einen zusätzlichen Tumor. Dann muss der Sigma-Darm, der nach dem absteigenden Dickdarm beginnt und in den Enddarm übergeht, entfernt werden“, so Dr. Sauereßig.

Er erläuterte in seinem Vortrag die zwei gängigen Operationsmethoden: „Die Bauchspiegelung mit hochmodernen Geräten wenden wir in der Regel dann an, wenn der Patient oder die Patientin bisher keine Operation im Bereich des Unterbauchs hatte, normalgewichtig ist und kein Notfall vorliegt.“ Andernfalls werde der Sigma-Darm durch einen klassischen Bauchschnitt entfernt. Auch eine Kombination der beiden Methoden sei möglich, bei der der Bauchschnitt entsprechend kleiner ausfallen kann. In bestimmten, meist hochakuten Fällen werde den Patienten und Patientinnen nach der Entfernung des vereiterten Darmabschnittes zunächst ein vorderer Darmausgang angelegt. Dies dient der unmittelbaren Sicherheit des Patienten. „Ob eine Rückverlegung des Ausgangs dann sinnvoll ist, hängt von der sonstigen Verfassung des Patienten ab und kann nur im individuellen Gespräch bestimmt werden“, erläuterte Dr. Sauereßig die möglichen Nachwirkungen eines solchen Eingriffs. Er machte aber auch Hoffnung: „Zwar kann man die Bildung von Divertikeln nicht verhindern, allerdings kann man der Divertikulitis vorbeugen durch gesunde, ballaststoffreiche Ernährung und reichlich Flüssigkeitszufuhr sowie ausdauernde Bewegung und Sport.“ Dr. Andreas Sauereßig ist seit 2007 als Chirurg am Caritas-Krankenhaus tätig, zunächst als Oberarzt, seit 2013 als Leitender Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. Außerdem ist er Fachexperte der Deutschen Krebsgesellschaft und überwacht in diesen Funktionen die Arbeitsabläufe und Ergebnisse in Krebszentren anderer Kliniken. Am Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim informiert an jedem ersten Donnerstag des Monats um 18:00 Uhr ein  Ärzt oder eine Ärztin interessierte Laien zu jeweils verschiedenen medizinischen Themen. Mehr  Informationen unter www.ckbm.de

Foto:  Der leitende Oberarzt Dr. Andreas Sauereßig informierte im Caritas-Krankenhaus über die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten bei Divertikulose. Bild: ckbm / Theresia Paul