Zwei einmalige Geschäftskonzepte stehen zum Verkauf
ROTHENBURG. Seit 2014 finden Besucher der Rothenburger Altstadt in der Rödergasse eine einmalige Köstlichkeit – viel weniger ein aufwendiges Gericht als eine schlichte aber delikate Kreation, zum Mitnehmen. Die Ritterrolle ist Teil eines ausgeklügelten Geschäftskonzeptes von Eyk Voigtländer, diesem Gelang es mit seinem Laden zwei spannende Geschäfts-Ideen zu verknüpfen und wortwörtlich unter ein Dach zu bringen. Nun soll die Firma Rothenburger Ritterrolle UG verkauft werden – der Geschäftsführer wird Europa verlassen. Es gilt nun einen Käufer zu finden, welcher das Potenzial der Idee erkennt. Letztendlich sprechen die Fakten für sich: Unter www.tripadvisor.de sind 93 Rothenburger Restaurants mit Bewertungen gelistet. Als einziger Imbiss auf die Liste schafft es die Rothenburger Ritterrolle mit Platz 13!
„Unpraktischer Flammkuchen!“
Es war ein langer Weg mit viel ausprobieren, sich belesen und weiter ausprobieren – doch irgendwann war es soweit: In der Hand hält Voigtländer die perfekte Ritterrolle, heute im Verkauf erhältlich. Im Prinzip erinnert die Ritterrolle stark an eine Art gerollten Flammkuchen. Tatsächlich war bei der Entstehung der schmackhaften Rolle ein solcher im Spiel. „Ich war bei einem Freund, der hatte gerade Flammkuchen. Ich war aber im Stress, weil ich weiter zur Baustelle musste…“, erinnert sich Voigtländer und beschreibt einen nun folgenden inneren Konflikt. Keine leichte Entscheidung. Entweder auf den Flammkuchen verzichten oder in Kauf nehmen, dass ein Teil seines Mittagessens wohl oder übel auf dem Sitz landet – in Form von Bröseln oder sonstigen Flammkuchen-Bestandteilen. Bei der nun folgenden Suche nach einer Problemlösung entstand die Ritterrolle – der perfekte Snack für zwischendurch. Im Gegensatz zu herkömmlichem Fast Food, welches Laut Voigtländer oft nur „Nahrungsmüll“ ist, so ist für ihn wichtig, mit seinem Produkt eine Ernährungstechnisch betrachtet möglichst wertvolle Mahlzeit anzubieten. Besonderes Highlight ist stets der selbstgemachte Schmand-Belag – nach geheimer Rezeptur. Als kühle Beilage gibt es ausgewählte Biere, unter anderem die hauseigene Kirschbier-Marke „Baros“.
Rothenburg, die Ritterrolle und zu viel Platz
Eyk Voigtländer und seine Lebensgefährtin Irene Bargen stammen aus dem Münchener Raum. Seit 2012 leben sie gemeinsam in der Tauberstadt und leiten das Geschäft. Voigtländer, selbstständiger Planer und Gestalter, hatte sich schon vor einigen Jahren in die mittelalterliche Kleinstadt verliebt, seitdem stand fest, dass er eines Tages hier sesshaft werden wolle. Das Paar erwarb ein Haus und hatte sich mit dem Gedanken angefreundet, bis auf weiteres in Rothenburg glücklich zu werden. Gleichzeitig begann man das Geschäft aufzubauen. Zwar existierte die Ritterrolle bereits zuvor, doch der Verkauf erfolgte ausschließlich mithilfe eines Imbiss-Anhängers auf großen Festen wie zum Beispiel Mittelaltermärkten oder Ähnlichem. Nun wollte man die gute Lage in Rothenburgs Altstadt nutzen und die Touristenströme für sich gewinnen. Der Laden in der Rödergasse wurde gemietet und in liebevoller Eigenregie gestaltet, eingerichtet und umgebaut. Doch damit war es nicht getan, eine weitere wichtige Frage galt es zu klären. Die Räumlichkeiten waren zu groß, man hätte also entweder einen weiteren Untermieter finden müssen oder die Räume anderweitig gewinnbringend nutzen. Nach einigen Überlegungen entschied sich Voigtländer für letzteres. Der kreative Denker hatte eine neue Idee: „Mehrwegland“.
„Mehrwegland“
Über die Firma „Mehrwegland“ vertreibt Voigtländer unterschiedliche Produkte, passend zur Geschäftsphilosophie. Das Sortiment reicht von speziellen Öl-Lämpchen, eingemachten Fertiggerichten zum Erwärmen über Gewürze bis hin zu Badesalz. Alle Mehrwegland Produkte stammen aus kleinen und vorzugsweise regionalen Hofläden oder Manufakturen. Den beiden Geschäftsführern ist es wichtig, dass man umweltgerecht handelt und gleichzeitig ernährungsspezifisch wertvolle Lebensmittel produziert. So werden beispielsweise – so weit wie möglich – keine unnötigen Verpackungsmaterialien, die man im Nachhinein wegwirft, genutzt. Gleichzeitig steht die „Hochwertigkeit“ der Erzeugnisse im Mittelpunkt. „Nahrung ist etwas so Kostbares, dass sie es nicht verdient – so wie es heute der Fall ist – als „Dumping“ Artikel angeboten und behandelt zu werden. Nahrung wird heutzutage in Unmengen produziert und auch wieder weggeworfen.“, erklärt Voigtländer und stellt klar, dass er sich mit seinem Geschäft explizit gegen eine solche Entwicklung stellt.
In Harmonie vereint
Letztendlich bilden die beiden Konzepte „Ritterrolle“ und „Mehrwegland“ eine äußerst harmonische Symbiose. Das auf den ersten Blick schlicht wirkende Konzept, entpuppt sich beim genaueren Hinschauen schnell als raffiniertes und perfekt durchdachtes Konstrukt – nicht ohne Grund ist Voigtländer mit seiner weiteren Firma „Form+Funktion“ erfolgreich als Planer und kreativer Kopf tätig. Beim Betreten des Ladens, wird jedem Besucher schnell bewusst, dass bei der Gestaltung der Einrichtung jede Menge Herzblut eingeflossen sein muss – es gibt viele liebevolle Details zu entdecken, nicht nur schön, sondern immer auch praktisch in der Funktion. Trotz der persönlichen Note, war das Geschäft von Anfang an so konzipiert worden, dass es längerfristig auch als Franchise Unternehmen funktionieren würde und man weitere Geschäftsstellen im selben Stil eröffnen kann. Für Voigtländer und seine Lebensgefährtin, war das Geschäft in Rothenburg tatsächlich als längerfristige Einnahmequelle geplant – was offensichtlich auch funktioniert hätte. Doch bald sollte sich einiges ändern. Das Paar beschloss aus privaten Gründen, Deutschland zu verlassen. Nach dieser Entscheidung vor etwa zwei Jahren war ebenso klar, dass es kaum Sinn hätte, weiter in das Unternehmen zu investieren – zumindest nicht für sie selbst. Anders jedoch für einen Käufer, welcher das Potential erkennt und sich mit der Geschäftsphilosophie identifizieren kann.
Nachfolger gesucht!
Für Voigtländer steht es außer Frage, dass man mit der richtigen Herangehensweise „wirklich Geld verdienen“ kann. Im Grunde möchte man sagen, der Käufer muss sich nur noch ins gemachte Nest setzen. „Wir sind fast alles bis zum Ende gegangen, nur noch der letzte Schritt muss getan werden: Die Expansion und der Gang in eine Top-Lage.“ Expansion in diesem Fall kann sowohl einen Ausbau des Online-Handels bedeuten als auch, ein Filialnetz zu schaffen – womöglich auch als Franchisegeber. Der Weg ist bereitet, doch beschreiten muss ihn ein neuer Geschäftsführer.
Auch wenn sich die Inhaber einen Nachfolger wünschen, der die Ideologie hinter dem Konzept teilt, so sind es am Ende vermutlich dennoch die Zahlen, welche das letzte Wort haben. Bestes Beispiel für den Erfolg der Ritterrolle ist der alljährliche Rothenburger Reiterlesmarkt, wo die Kundenschlange nie abzureißen scheint – es sei denn, es regnet. Amos Krilles
Kontakt:
Geschäftsführer:
Eyk Voigtländer
E-Mail: post@rothenburger-ritterrolle.de
Internet: www.rothenburger-ritterrolle.de