Schwedische Einheit gibt es schon seit fast 30 Jahren

Dinkelsbühl(hm). Vom 13. Bis 22. Juli findet die Kinderzeche statt. Stechen können sie und das seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Sie tun es allerdings kaum und wenn, dann nur zu ganz bestimmten Zeiten. Die Rede ist von den Pikenieren, deren Name sich vom französischen „piqué“ – zu deutsch: stechen können – ableitet. Vor vier Jahren feierte die Truppe bei der Kinderzeche 2014 ihr 25-jähriges Bestehen.

Wegen ihrer glänzenden Rüstungen und den hellen Piken wur-den die Pikeniere anfangs als „Playmobilmännchen“ bezeichnet. Heute überkommt sie der Stolz, wenn sie so tituliert werden. Foto: Ingrid Wenzel

Die Spießträger stellten vom 15. bis ins 17. Jahrhundert die schwere Infanterie in großen Teilen Europas dar und waren mit der Hauptwaffe, der Pike, bewaffnet. Ihre Waffe erwies sich als sehr effektiv im Kampf gegen Kavallerieeinheiten, denn ihre Pike war der Reichweite von berittenen Lanzenträgern überlegen. Zudem war ihre Ausbildung und Ausrüstung weitaus günstiger als die von Rittern und Kürassieren. Da sie stets in größeren Formationen auftraten, mussten sie hart dafür trainieren, was nicht ohne Drill gelang. Eingerahmt von ordnenden Feldwebeln an der Seite, unterstützt von Musketieren sowie Feuerwaffenträgern und das Marschtempo vorgebenden Trommlern, zogen die Bewaffneten in den Kampf. Im Feld waren die Pikeniere mit Brust- oder Rückenpanzern sowie einem offenen Helm geschützt. Die neuen, glänzenden Rüstungen sowie die hellen Piken brachten den Dinkelsbühler Pikenieren in ihrem Anfangsjahr den Kosenamen „Playmobilmännchen“ ein. Eigentlich als Schimpfwort gedacht, trägt die Truppe diese Bezeichnung heute mit Stolz. Die Idee für die Gründung der Pikeniere für die Dinkelsbühler Kinderzeche hatte Heinrich Schabert. Er wollte beim historischen Heimatfest mitmachen und eine neue Gruppe gründen. Nach etlichen Diskussionen mit dem damaligen Festspielvorstand Hans-Peter Mattausch wurde die Gruppe der Pikeniere gegründet. Da man im Festspielvorstand keine städtische Gruppe mehr wollte, vergrößerte man mit den Pikenieren den Kriegshaufen der Schweden, zumal die Truppe in ihrer Masse auch sehr eindrucksvoll wirkt. Ihre Ausrüstung, die sich an historischen Vorlagen orientiert, erhalten die Spießer durch die Unterstützung des Festspiels. Rüstungsteile und Waffen werden von Plattnern oder Schmieden hergestellt. Die Stoffe erhält der „Gewalthaufen“ aus der Kleiderkammer der Stadt. Heute hat der Verein 56 Mitglieder und keinerlei Nachwuchssorgen, denn die Aufnahmebedingungen sind nicht besonders streng: Wer Interesse und Freude an der Gruppe und ihren Aktionen findet, dazu Marschieren und  Singen kann, ist für die Aufnahme in die Reihen der Pikeniere geradezu prädestiniert. Allein die Anzahl ihrer Kostüme ist begrenzt und somit können nicht beliebig viele Bewerber aufgenommen werden. Auch außerhalb der ehemaligen Freien Reichsstadt Dinkelsbühl tritt die Formation auf, so standen zum Beispiel schon Auftritte in Memmingen, auf dem Burgfest in Lichtenau und auch in Edenkoben auf dem Programm der Gruppe.

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