Der lange Schlaks eroberte zunächst den Gladbacher Bökelberg

Seine Karriere ließ er beim Nürnberger Club ausklingen

Hans-Jörg CRIENS (* 18. Dez. 1960 in Neuss; + 26. Dez. 2019 in Mönchengladbach)

Hans-Jörg Criens (unten rechts) als Teil des Nürnberger Mannschaftskaders 1994/95.

Spiele und Tore:

25 Pflichtspiele / 3 Tore für den Club (1993-1995)

18 / 4               Europa League-Spiele

303 / 94           Bundesligaspiele (alle FCN; 1985-1989)

11 / 1               Spiele in der 2. Bundesliga (13/2 1994/95; alle für FCN)

36 / 20             DFB-Pokalspiele (1/0 für FCN)

1 / 0                 Olympia-Auswahl

1 / 2                 UI-Cup

Vereine als Spieler:

Bis 1978         VfR Neuss                  AL Niederrhein          9. Platz

1978/79           VfR Neuss                  VL Niederrhein          11. Platz.

1979/80           VfR Neuss                  VL Niederrhein          9. Platz

1980/81           VfR Neuss                  VL Niederrhein          5. Platz

1981/82           Bor. M´Gladbach II   VL Niederrhein          12. Platz

1982/83           Bor. M´Gladbach       1. Bundesliga              12. Platz          3 Spiele / 0 Tore

1983/84           Bor. M´Gladbach       1. Bundesliga              3. Platz            29 / 5

1984/85           Bor. M´Gladbach       1. Bundesliga              4. Platz            31 / 12

1985/86           Bor. M´Gladbach       1. Bundesliga             4. Platz            32 / 12

1986/87           Bor. M´Gladbach       1. Bundesliga             3. Platz            23 / 17

1987/88           Bor. M´Gladbach       1. Bundesliga              7. Platz            34 / 10

1988/89           Bor. M´Gladbach       1. Bundesliga             6. Platz            32 / 13

1989/90           Bor. M´Gladbach       1. Bundesliga              15. Platz          31 / 10

1990/91           Bor. M´Gladbach       1. Bundesliga                9. Platz          26 / 12

1991/92           Bor. M´Gladbach       1. Bundesliga               13. Platz         18 / 7

1992/93           Bor. M´Gladbach       1. Bundesliga                9. Platz          22 / 4

93-10/93         Bor. M´Gladbach       1. Bundesliga               10. Platz         9 / 0

10/93-94         1. FC Nünrberg          1. Bundesliga              16. Platz          13 / 2

1994/95           1. FC Nürnberg          2. Bundesliga               15. Platz         11 / 1

Bis 2002 in unteren Klassen weiter aktiv!

Vereine als Trainer:

04/2005 – Winter 2005          Schwarz-Weiß Elmpt (Bezirksliga Niederrhein)

09/2011 – 07/2013                 SC Waldniel (Bezirksliga)

2013 – 10/2014                      Damenmannschaft von TuRa Brüggen

Criens mit der für ihn typischen Torjubelgeste.

 

Erfolge:

Abstieg aus Amateurliga Niederrhein                       1978

Vize-DFB-Pokalsieger                                              1984

Vize-DFB-Pokalsieger                                              1992

Abstieg aus der Bundesliga                                       1994

Karriere:

Criens im Zweikampf mit Ex-Weltmeister Guido Buchwald (verdeckt).

Es gibt diese Spiele, die einen Fußball-Profi unsterblich machen. Mit denen man Zeit seines Lebens in Verbindung gebracht wird. Für Hans-Jörg Criens war der 1. Mai 1984 ein solcher Tag, mehr als 35 Jahre ist das her: Ein Tag, der in der Bundesliga-Geschichte von Borussia Mönchengladbach unvergessen bleibt. Beim 5:4-Halbfinalsieg im DFB-Pokal gegen des SV Werder Bremen erzielte der seinerzeit 23 Jahre alte Stürmer gut zehn Minuten nach seiner Einwechslung und kurz vor dem Abpfiff den Ausgleich zum 4:4 nach einer Flanke von Hans-Günter Bruns. Und in der 107. Minute der Verlängerung gar den euphorisch begleiteten Siegtreffer nach Vorbereitung von Uli Borowka im damals ausverkauften Bökelberg-Stadion. Es war die Sternstunde des sympathischen Hünen aus Neuss. Und für die Fernsehzuschauer der ARD bei der erstmaligen Live-Übertragung eines DFB-Pokal-Semifinales das „Tor des Monats“. Einen Tag darauf spielte Bayern München 6:6 gegen Schalke 04 im anderen Halbfinale. Unvergessene Tage des deutschen Fußballs. Und Criens, dieser etwas ungelenke, aber gewiefte Schlaks, der sich in der Offensive gegen die Nationalspieler Frank Mill, Uwe Rahn oder Ewald Lienen lange nicht leicht getan hatte, war mittendrin.

Autogrammkarte von Hans-Jörg Criens aus seiner Nürnberger Zeit.

Der VfR Neuss war sein Sprungbrett in die Bundesliga

Der „Lange“, wie er angesichts seiner Körpergröße von 1,89 Meter oft genannt wurde, machte im Jahr 1981 noch im Trikot seines VfR Neuss bei einem DFB-Pokalspiel bei RW Essen erstmals bundesweit auf sich aufmerksam, als er bei der 2:7-Niederlage beide Tore seines Vereins schoss. Schon damals kam ihm zu Gute, dass er in seiner Kindheit oft mit den beiden Funkel-Brüdern Wolfgang und Friedhelm, die ganz in seiner Nähe wohnten, herumgebolzt hatte. Bald wurde der Bundesligist Borussia Mönchengladbach auf ihn aufmerksam, der ihn zunächst für die Saison 1981/82 für seine zweite Mannschaft verpflichtete. In der Saison darauf kam der lange Schlaks zu seinen ersten Einsätzen in der Bundesliga. Sein Debüt gab er dort am 4. Dezember 1982 beim 0:3 der Borussia auf dem Betzenberg in Kaiserslautern, als er in der 74. Minute für Kurt Pinkall eingewechselt wurde. Seine ersten fünf Tore gelangen ihm in der Folgesaison, als er schon auf 29 Einsätze kam. Der kopfballstarke und geschickte Torjäger mutierte zeitweise zu einem der besten Stürmer in der Bundesliga. Vor allem war er der ideale Joker seiner Mannschaft, bei der er auch Vereinsmitglied war. Zu Beginn seiner Karriere weckte er sogar Hoffnungen auf noch größere Erfolge. Der Kopfballspezialist konnte aber keinen einzigen Titel einfahren; der dritte Platz mit den Gladbachern in der Saison 1983/84 blieb sein größter Bundesligaerfolg. Zweimal scheiterte er ganz knapp im Elfmeterschießen eines DFB-Pokal-Finales (1984 gegen Bayern München und 1992 gegen Hannover 96). Dafür schoss der Rechtsfuß im Juli 1986 das „Tor des Monats“. In der Saison 1986/87 drang er mit seiner Borussia bis ins Halbfinale des damaligen UEFA-Pokals vor, ehe Dundee United (0:0 und 0:2) die Endstation war. Sein einziges Spiel in der deutschen Olympia-Auswahl absolvierte er am 25. März 1987 beim 2:1-Sieg gegen die B-Nationalelf Israels. Hinter Jupp Heynckes und Herbert Laumen schoss sich der langjährige Mannschaftskapitän mit 92 Toren an die dritte Stelle der erfolgreichsten Gladbacher Bundesligatorschützen. Nachdem sein Stern am Bökelberg bereits zu sinken begann, holte ihn der 1. FC Nürnberg im Dezember 1993 noch für eine Ablösesumme von 300.000 Euro an den Valznerweiher. Mit seinen Toren sollte Criens den Club vor dem drohenden Abstieg bewahren. Der nun schon 33-jährige traf aber nur noch zweimal (das erste Mal Anfang November 1993 in der 50. Minute beim 2:0-Sieg über den FC Bayern München als Trainer Willi Entenmann hinterher sensationell gehen musste), was jedoch nicht für den Klassenerhalt reichte. Criens blieb zwar auch nach dem Abstieg in Nürnberg und durfte in der Saison 1994/95 nur deshalb den Klassenerhalt in der Zweiten Liga feiern, weil anderen Vereinen die Lizenz entzogen wurde; ansonsten hätte der Club schon 1995 den bitteren Gang in die Regionalliga antreten müssen, was dann ein Jahr später – allerdings ohne Hans-Jörg-Criens – bittere Realität wurde. Nach dem Vertragsende beim Club war er bis Sommer 2002 in unteren Spielklassen noch weiter aktiv. Bis 2009 spielte er noch in der Hennes-Weisweiler-Traditionself, bis ein Achillessehnenriss seine Karriere endgültig beendete. Nur im Juni 2015 ließ er sich zu einem einmaligen Comeback überreden. Zeitweilig arbeitete er als Handelsvertreter in der Fertighaus-Branche; später war er tageweise auch als Außendienstmitarbeiter und darüber hinaus als Taxifahrer für Dialysepatienten und Menschen mit Behinderung tätig. Ab April bis zum Winter 2005 war er Trainer von SW Ehmpt in der Bezirksklasse Niederrhein. Ab September 2011 übernahm er mit Erfolg bis 2013 die Bezirksliga-Mannschaft des SC Waldniel. Im Anschluss wechselte er ins Frauenlager und trainierte bis Oktober 2014 die Damen von TuRa Brüggen. Völlig unerwartet erlag er am zweiten Weihnachtsfeiertag 2019 einem Herzinfarkt. Er hinterließ seine Lebensgefährtin, die Reiseverkehrskauffrau Simone Reiners und wurde in der Grabeskirche St. Elisabeth beigesetzt – 150 Meter Luftlinie vom früheren Bökelberg-Stadion entfernt.

Viele Weggeführten kamen zu seiner Beisetzung im vergangenen Winter. Fotos und Repros: Heinz Meyer

Sechs Jahre mit der Sängerin von „Wind“ verheiratet

Braut Iris Remmertz (Sängerin der Musikgruppe „Wind“), Ehemann Hansjörg Criens, nach der kirchlichen Trauung, Mönchengladbach, Park, Bräutigam, Hochzeitskleid, Schleier, Brautkleid, Hochzeit, Hochzeitsfeier, (Photo by Peter Bischoff/Getty Images)

Von 2001 bis 2007 war er mit der Sängerin Iris Remmertz von der Musik-Gruppe „Wind“ – welche zweimal am Eurovision Song Contest teilgenommen hatte – verheiratet. Seine Leichtigkeit und Unbekümmertheit, die ihn auch auf dem Platz ausgezeichnet hatten, pflegte er auch außerhalb des grünen Rasens. „Er war halt immer so sympathisch und freundlich“, sagte sein Ex-Trainer Wolf Werner. „Ich hoffe, dass es nicht allein der Joker Criens ist, an den sich die Leute erinnern“, sagte er noch fünf Jahre vor seinem plötzlichen Tod. Unvergessen bleiben dort vor allem seine beiden Joker-Tore im DFB-Halbfinal-Pokalspiel gegen Werder Bremen am 1. Mai 1984, die den Sieg in der Verlängerung bescherten. „Acht Operationen, beide Hüften kaputt, Arthrose überall“, zählte er als Folgen nach insgesamt 303 Bundesligaspielen auf. 13 davon hatte er für den Nürnberger Club absolviert; dazu kamen noch weitere elf Spiele in der Zweiten Bundesliga, wo ihm lediglich bei der Auswärtsniederlage beim 1. FC Saarbrücken sein einziger Treffer gelang. An seinem Grab hatten dem einstigen „Sunnyboy“ mehr als 200 Freunde und Weggefährten; darunter Rainer Bonhof, Uwe Rahn, Frank Mill, Bernd Krauss, Norbert Meier, Holger Fach und Christian Hochstätter das letzte Geleit gegeben. Er wurde nur 59 Jahre alt. Der 1. FC Nürnberg sprach den Angehörigen und Freunden des Ex-Sportlers sein Mitgefühl aus.

Von Heinz Meyer

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