BLICKLOKAL-INTERVIEW MIT „BLUESNASE“ ROLLI BLUMENAUER

Die Band „die BluesNasen ft. Larry ‚Doc‘ Watkins“ rockte am 28. Januar den Gewölbekeller im Wertheimer Convenartis

WERTHEIM (SG). Auf der Bühne des Kleinkunstvereins Convenartis in Wertheim sorgten „die BluesNasen ft. Larry ‚Doc‘ Watkins“ am 28. Januar ab 20.00 Uhr für gute Stimmung bei der „Bluesnacht“. Karten waren an der Abendkasse erhältlich.

Rolli Blumenauer (Bass/Gitarre) gibt im folgenden Interview Einblicke in die Bandgeschichte der „BluesNasen“ sowie seinen eigenen musikalischen Werdegang.

BlickLokal (im Folgenden BL): Seit wann gibt es denn „die BluesNasen ft. Larry ‚Doc‘ Watkins“ und wie haben Sie sich zusammengefunden?

Rolli Blumenauer (im Folgenden RB): Gitarrist Michael „Gröbi“ Gröbert und ich sind seit mehr als 40 Jahren eng befreundet und haben dementsprechend zusammen viel erlebt, waren sogar mal mit derselben Frau zusammen (nein, nicht zur selben Zeit), spielten schon in den frühen 1980ern gemeinsam in Bands und alles was wir gemacht haben, hatte auch (fast) immer mit Blues zu tun. Ich hatte um etwa 2008/2009 herum, so genau weiß ich das gar nicht mehr, für einen Auftritt mit meinem damaligen Duo-Projekt „BlueMood“ spontan die Idee, den zweiten Teil des Gigs nicht als Duo, sondern mit einer Band zu spielen. Was lag da also näher als meinen alten ebenfalls bluesverrückten Kumpel Michael „Gröbi“ Gröbert anzurufen und mit musikalischen Weggefährden spontan als Sessionband den Abend zu rocken? „Gröbi“ hat mir dann von Larry „Doc“ Watkins erzählt, den ich unbedingt kennenlernen müsse, mich zu einer Session in den Wiesbadener Musik-Club Fever eingeladen, wo Larry damals oft auftrat, und Schwupps; da stand Mr. Watkins mit dem Mikrofon in der Hand zwischen Gröbi und mir auf der Bühne, grinste über beide Ohren und legte los wie die Hölle. Wir hatten das anfangs gar nicht als Band geplant, als wir dann aber für Gigs angefragt wurden, haben wir noch Dieter Helduser als erfahrenen Bassisten zu den „Nasen“ geholt. Dieter und ich spielten da bereits seit einigen Jahren zusammen in der Band NUTHIN‘ BUT…

BL: Wie fanden Sie Ihren Weg zur Musik?

RB: Ich hatte als Kind eine Doppel LP von Elvis Presley. Seine Musik hat mich sehr fasziniert. Alles was irgendwie nach Blues und Rock ’n‘ Roll klang hat mich schon immer magisch angezogen. Nur wusste ich damals gar nicht was das ist, was mich da so in seinen Bann zieht  und dass es für diese Art von Musik einen Namen gibt. Gröbi, der ein paar Jahre jünger ist als ich, hat mir mal erzählt, dass es ihm ganz ähnlich ging. Seine Initialzündung zur Gitarre war Rory Gallagers Moonchild, das er exzessiv rauf und runter gehört hat bis die Platte keine Rillen mehr hatte. Gegen wohlwollende Gitarrenlehrer, die nur unser Bestes im Sinn hatten und uns zum Erlernen der Basics zum zweistimmigen Kuck-Kuck zupfen auf der Wandergitarre nötigen wollten, obwohl wir ja bereits inbrünstig nach elektrifizierter Pentatonik lechzten, mussten wir uns als Anfänger witzigerweise auch beide zur Wehr setzen.

BL: Wer zählt zu den musikalischen Einflüssen der Band?

RB: Wenn ich all unsere musikalischen Helden namentlich aufzählen müsste, säßen wir morgen noch hier. Und ich hätte auch sowieso ein furchtbar schlechtes Gewissen, würde ich dabei einen für uns einflussreichen Musiker vergessen! Inspiriert sind wir ganz klar vom Chicago- und Texas-Blues der 50er und 60er Jahre.

BL: Schreiben und performen Sie neben Coversongs, beziehungsweise deren Neuinterpretation, auch eigene Songs?

RB: Ja, wir arbeiten auch an eigenem Material. Der Song Suzie (Text: Larry „Doc“ Watkins) zum Beispiel hat einen festen Platz im BluesNasen-Programm. Oder das BluesNasen-Original „Last Night“, eine Lockdownproduktion zu der wir auch einen Youtube-Clip veröffentlicht haben. „Last Night“ wurde ja gerade erst von den Abonnenten des Fachmagazins „bluesnews“ zu einem der besten Songs einer Compilation-CD gewählt. Das hat uns sehr berührt, dass gerade den Lesern einer Fachzeitschrift für Blues-Musik, also Blues-Fans, unser Song gefällt. Tolle Anerkennung! Der Produktionsprozess zu „Last Night“ stand ja unter dem intensiven Eindruck des plötzlichen Todes unseres Bassisten Dieter Helduser. Auch Material für weitere BluesNasen-Originale hätten wir. Aber es bedarf auch immer einer besonderen Energie, um die kreativen Schleusen zu öffnen und in produktive Kanäle zu bündeln. Das ist derzeit einfach noch nicht dran.

BL: 2009 organisierten Sie das jährliche Darmstädter BluesFest zum ersten Mal. Wie kam es dazu und was macht das Blues-Fest aus?

RB: Das jährliche Darmstädter BluesFest ist eine Initiative von etablierten Darmstädter Bluesmusikern, das es schon sehr viel länger als 2009 gibt. Ich habe erstmals für 2009 die Organisation übernommen, weil die Initiatoren Nachfolger gesucht haben. Die Idee ist einfach: Wir wollen, völlig ohne kommerzielles Interesse, mit befreundeten Musikern für die Bluesfans der Region, in der kultigsten Halle die ich kenne, einen bezahlbaren Konzertabend veranstalten. Die Leute sollen feiern, tanzen und einfach Spaß haben – Blues eben!

Bilduntertext: Am 28. Januar kamen „die BluesNasen ft. Larry ‚Doc‘ Watkins“ zur Bluesnacht ins Convenartis in Wertheim. Foto: Anika Brummer