Beihilfe für Sirenen in den Kommunen – auch im Main-Tauber-Kreis

Stuttgart / Tauberbischofsheim / Main-Tauber-Kreis. Die Flutkatstrophen des vergangenen Jahres insbesondere in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben auf dramatische Weise gezeigt, wie wichtig eine unverzügliche Warnung der Bevölkerung bei einer drohenden Gefahren- oder Katastrophenlage ist. „Wir brauchen dazu einen Mix aus analoger und digitaler Technik für Warnungen der Bevölkerung“, hebt Baden-Württembergs Landtagsvizepräsident Professor Dr. Wolfgang Reinhart hervor. Das Heulen von Sirenen sorge für einen „Weckeffekt“ und könne die Bevölkerung schnell und effektiv auf Gefahrenlagen aufmerksam machen. „Es ist deshalb gut und richtig, dass etliche Kommunen auch im Main-Tauber-Kreis aktuell in die Warninfrastruktur investieren, neue Sirenen anschaffen und vorhandene Sirenennetze ertüchtigen wollen“, bekräftigt er. „Wir unterstützen die Kommunen bei ihrem Engagement. In den kommenden Tagen werden weitere Städte und Gemeinden im Land ihre Förderbescheide aus dem Sirenenförderprogramm erhalten“, betont der Landtagsvizepräsident. Für die Sirenenförderung stelle das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) den Kommunen in Baden-Württemberg insgesamt rund 11,2 Millionen Euro aus dem Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket 2020 bis 2022 zur Verfügung. Im Dezember 2021 seien vom Bund in einer ersten Tranche, bereits rund 5,5 Millionen Euro ins Land geflossen. Jetzt werden durch das Land Baden-Württemberg weitere Mittel in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro bewilligt, die den Regierungspräsidien entsprechend des jeweiligen Bevölkerungsanteils zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sollen auch die restlichen rund drei Millionen Euro der noch ausstehenden Fördermittel bewilligt werden, nachdem der Bundeshaushalt 2022 beschlossen ist und der Bund die Mittel dem Land Baden-Württemberg zuweisen kann. Auch Kreisbrandmeister Andreas Geyer befürwortet die Initiativen für den Ausbau und die Ertüchtigung der Sireneninfrastruktur sowie eine Förderung der Kommunen durch Bund und Land. „Dadurch wird unser Spektrum an Warnmitteln weiter ergänzt“, meint er unisono wie Wolfgang Reinhart. „Die noch vorhandenen Sirenen stammen vor allem aus Zeiten des ‚Kalten Krieges‘ und wurden vom Land den Kommunen zum Zweck der Alarmierung der Freiwilligen Feuerwehren übergeben. Deshalb können diese Sirenen in der Regel nur einen Signalton zum Auslösen einer Feuerwehralarmierung abgeben. Zur Warnung der Bevölkerung vor Gefahren oder Katastrophen sind sie jedoch ungeeignet“, erklärt Andreas Geyer als Nachteile der herkömmlichen Anlagen. Zum anderen zählt der Kreisbrandmeister die Vorteile moderner Sirenen auf: „Neben unterschiedlichen Warntönen ist auch eine Sprachwarnung für die Allgemeinheit möglich. Zugleich müssen die Anlagen durch Digitaltechnik ansteuerbar sein und beispielsweise durch Akkus abgepuffert unabhängig vom Elektrizitätsnetz sein“. „Wir brauchen außerdem eine Standortanalyse, an welchen Ortspunkten Sirenen zu hören sind“, fügt er hinzu. In der ersten Tranche wurde keine Kommune im Main-Tauber-Kreis mit einer Zuschussbewilligung aus dem Sirenenförderprogramm bedacht. Entsprechende Anträge hatten bis zur Antragsfrist am 12. November 2021 zum Beispiel die Städte Boxberg, Grünsfeld und Freudenberg sowie die Gemeinde Wittighausen eingereicht. Im Regierungsbezirk Stuttgart erhalten nun weitere 20 Kommunen Zuschüsse in Höhe von insgesamt rund 965.000 Euro für neue Sirenenanlagen, darunter auch die Stadt Grünsfeld 34.700 Euro für zwei Sirenenanlagen zur Errichtung auf Masten, wie das Regierungspräsidium Stuttgart am Donnerstag verlautbaren ließ. „Es muss nicht immer die große Katastrophe sein, die eine effektive und schnelle Warnung der Bevölkerung notwendig macht. Auch Gefahrgutunfälle, Stromausfälle oder lokale Extremwetterlagen stellen solche Situationen dar. Durch die Sirenenförderung wird es den Kommunen ermöglicht, schnell ein leistungsfähiges Sirenennetz aufzubauen“, unterstreichen Wittighausens Bürgermeister Marcus Wessels und sein Grünsfelder Amtskollege Joachim Markert exemplarisch. „Wir haben bislang zwar noch keine Bezuschussung beantragt, begrüßen jedoch ausdrücklich eine zweite Fördertranche. Derzeit arbeiten wir an einem umfassenden Konzept für alle Ortsteile“, teilt der verantwortliche Fachbereichsleiter der Stadt Lauda-Königshofen, Andreas Buchmann, mit. „Eine Sirene kann immer nur eine Ergänzung zu den modularen Warnsystemen sein“, geben Andreas Geyer und Wolfgang Reinhart zu bedenken. Deshalb appellieren sie explizit an alle Bürger, die Warn-Apps “NINA“, “KATWARN“ oder “BIWAPP“ auf ihrem Smartphone zu installieren und zu beachten. Zum zweiten bei einem entsprechenden Warnton einer modernen Sirenenanlage umgehend ein Radio- oder TV-Gerät einzuschalten sowie gezielte Verhaltensanweisungen abzuwarten. „Bereits heute können die Bürgerinnen und Bürger über eine Vielzahl von Warnmitteln erreicht werden – so in Baden-Württemberg durch die für die Gefahrenabwehr zuständigen Behörden über das Modulare Warnsystem ‚MoWaS‘ zur Warnung der Bevölkerung. In Zukunft sollen auch Sirenen an “MoWaS“ angeschlossen und die Warnung über den Mobilfunkdienst Cell Broadcast um Versenden von Nachrichten integriert werden. Allerdings ist die Nutzung von verschiedenen Kanälen wichtig, damit wir die Bürgerschaft in den unter-schiedlichsten Lebenssituationen best- und schnellstmöglich mit Warnmeldungen erreichen können.“, resümieren der Kreisbrandmeister und der Landtagsvizepräsident. „Ich appelliere an Kommunen, hier Vorsorge zu treffen und begrüße, dass man sich des Themas annimmt“, akzentuiert Reinhart.

 

Fotountertext: Das Land Baden-Württemberg bewilligt weitere Mittel aus dem Sirenen-Förderprogramm des Bundes. Auch im Main-Tauber-Kreis sollen neue Sirenen angeschafft und vorhandene Sirenennetze ertüchtigt werden. Foto: Büro Reinhart / Peter D. Wagner