Großes Interesse am Treffen der bayerischen Bahnreaktivierungsinitiativen
Dombühl. „Bahnreaktivierungen sind ein politisches Gewinnerthema“, bringt der Landesvorsitzende des ökologischen Verkehrsclubs VCD, Bernd Sluka, die Resonanz auf das vom bayerischen Landesverband zum fünften Mal durchgeführte Treffen der bayerischen Bahnreaktivierungsinitiativen auf den Punkt.
Im mittelfränkischen Dombühl trafen sich Ende Februar 60 ehrenamtlich tätige Aktive von Initiativen aus allen Regierungsbezirken des Freistaats zum Erfahrungsaustausch. Hauptthema war die nach ihrer Sicht überfällige Reaktivierung der Bahnstrecke Dombühl-Dinkelsbühl-Nördlingen entlang der „Romantischen Straße“. Der Dinkelsbühler Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer zeigte dabei eindrucksvoll auf, welchen Vorteil es hätte, wenn die touristisch interessante Stadt wieder ans Bahnnetz angehängt wäre. Durch die regelmäßige Bedienung der Strecke im Personenverkehr würden die notwendigen Einnahmen erwirtschaftet, damit auch eher unregelmäßig verkehrende Güterzüge zu Verladern in Feuchtwangen und Wilburgstätten verkehren könnten. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass die Bahnstrecke stillgelegt werden muss, was für die örtliche Industrie zu Standortnachteilen führen würde. Dr. Hammer problematisierte die Widerstände vor Ort, wenn vorhandene Bahninfrastrukturbetreiber es trotz vorhandener Zusagen des Landes Bayern nicht schaffen, die Bahnstrecke in einem betriebsfähigen Zustand zu erhalten und wenn die Kommunen vor Ort Eigeninteressen verfolgen, welche dem Ziel nicht dienen. Heino Seeger als Sprecher des möglichen neuen Infrastrukturbetreibers “Mittelfränkische Eisenbahnbetriebsgesellschaft“ stellte dar, wie man die Bahnstrecke möglichst schnell auf Vordermann bringen könnte, damit in wenigen Jahren wieder Züge nach Dinkelsbühl rollen. Für Seeger wäre es wichtig, den Lückenschluss von Dinkelsbühl nach Nördlingen nicht aus dem Auge zu verlieren.
Diskussion mit Bahnexperten
Abschließend diskutierte der Bahnexperte des bayerischen VCD, Gerd Weibelzahl, die Sinnhaftigkeit des Entscheidungskriteriums „Reisendenkilometerzahl je Kilometer Streckenlänge“, mit welchen der Daumen für oder gegen eine Reaktivierung einer Strecke bewegt wird. Er zeigte auf, dass das Kriterium zu unsinnigen Ergebnissen führt und sieht den Bund gefordert, eine Überarbeitung der Richtlinien durchzuführen. Dabei sollte die volkswirtschaftliche Sinnhaftigkeit einer Reaktivierung berücksichtigt werden und den Kosten für den Bahnbetrieb sollten die reellen Kosten für einen gleichwertigen Busverkehr gegenüber gestellt werden.