Ausstellung mit Werken von Otto Waalkes im Engelsaal

Tauberbischofsheim. Otto Waalkes, geboren 1948 in Emden, ist den meisten als kalauernder Komiker, Sänger und Schauspieler bekannt. Doch der Ostfriese hat noch eine weitere herausragende künstlerische Begabung: als Maler und Grafiker. Davon konnten sich die Besucherinnen und Besucher der Vernissage beim Kunstverein Tauberbischofsheim überzeugen.
Mit Unterstützung der Galerie Nassler aus Neuburg an der Donau wurde im Engelsaal eine umfangreiche Auswahl aus Ottos Künstlerwerkstatt arrangiert. Eine Ausstellung, die erwartungsgemäß unterhaltsam ist, die vor allem aber bewundernd staunen lässt über das Talent, das grafisch-malerische Können und den Ideenreichtum von Waalkes auch mit Stift und Pinsel. Persönlich anwesend war der Künstler zwar nicht zur Vernissage. Zugegen war er dennoch im Engelsaal durch einen kurzen Videogruß, der eingespielt wurde. Das Video steht jetzt auch auf der Website des Kunstvereins (www.kv-tbb.de).
Otto Waalkes studierte in den 1970er-Jahren an der Kunstakademie Hamburg. Er wohnte in einer damals schon berühmten WG, der Villa Kunterbunt, zusammen mit Marius Müller-Westernhagen und Udo Lindenberg. Zur Finanzierung seines Studiums absolvierte er Auftritte in kleinen Clubs. Parallel dazu spielte er Gitarre in seiner Band “Rusters”. Das war der Anfang seiner anderen Karriere, die aber auch Einfluss genommen hat auf sein malerisches Werk. Der besondere Gag an Ottos Bildern: Er zitiert allseits bekannte Vor-Bilder, also Gemälde aus der Kunstgeschichte, berühmt gewordene Fotos, Platten-Cover, Plakate und Reklame-Ikonen … quasi alles, was bekannt und populär ist in der mittlerweile überfluteten Welt der Bilder.
Die Motive malt er meist in Acryltechnik stilgerecht und stilähnlich nach, um sie dann zu ergänzen oder zu verfremden. So haben sich drei mutige Ottifanten auf das Kanapee einer Dame begeben, erobern die klassisch schöne Nackte, nutzen sie quasi als Aussichtsplattform und fotografieren den Erfolg ihrer Gipfelbesteigung mit Hilfe eines modernen Smartphones. In anderen seiner Gemälde bedient er sich Vorlagen von Salvador Dali, Eduard Manet, Edward Hopper oder Caspar David Friedrich. Die meisten Bildmotive stammen jedoch aus der Welt der Popkultur. So finden sich im Engelsaal allein vier Varianten zu der Abbildung auf der Beatles-Schallplattenhülle “Abbey Road”. Natürlich ersetzt der Künstler die vier Musiker durch Persönlichkeiten, deren Identität Besucherinnen und Besucher gerne selbst enträtseln dürfen. Der Titel dieser Bilder: “Ebbi Rot”. Witzig ist auch die Nachbildung eines berühmten Fotos von Marilyn Monroe – nur, dass ihr Rock hier nicht vom Luftstrom eines Belüftungsgitters, sondern von zwei Ottifantenrüsseln hochgeblasen wird.
Ein aus anderem Kontext ebenso bekanntes Motiv ist das der Bauarbeiter, die in einer Reihe auf einem mächtigen Eisenträger sitzen, der Teil einer Baustelle eines noch im Rohbau befindlichen Wolkenkratzers ist. Die Männer hocken in enormer Höhe mit baumelnden Beinen und frühstücken entspannt. Hier hat sich Otto als Figur zweifach hinzugesellt, hat zusätzlich zwei Comicfiguren eingebracht und spielt der ganzen Gesellschaft zu ihrem Pausenbrot ein kleines Liedchen auf der Gitarre.
Wer sich selbst ein Bild machen möchte: Die Ausstellung “Otto Waalkes – der Komiker als Maler” ist noch bis 19. Dezember im Engelsaal zu sehen. Geöffnet ist sie samstags von 10:30 bis 12:30 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr. Ergänzend ermöglicht der Kunstverein nach Absprache weitere Termine. Der Eintritt ist kostenfrei, jedoch nur unter Einhaltung der 2G-Regel.
 
Foto: Dagmar Wolf/ Kunstverein Tbb)
BU: Gunter Schmidt führte bei der Vernissage in das Werk Otto Waalkes ein.