Bad Mergentheim/Main-Tauber-Kreis (RED). Ein Jahr nach Einführung der sogenannten ,Flow Triever Methode´ zur Behandlung einer akuten Lungenembolie sowie des MitraClipping bei Mitralklappeninsuffizienz am Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim zieht der Chefarzt der Medizinischen Klinik 1 / Kardiologie PD Dr. Sebastian Herrmann eine ausgezeichnete Bilanz und bestätigt damit auch erste Studien zu den neuen Behandlungsmethoden.

„Innerhalb eines Jahres haben wir am Caritas-Krankenhaus die interventionelle Thrombektomie ,Flow Triever´ bei 20 Patientinnen und Patienten mit einem Durchschnittsalter von 67 Jahren durchgeführt. Bei allen Patientinnen und Patienten lag ein drohendes Rechtsherzversagen aufgrund einer stark ausgeprägten Lungenembolie vor bzw. ein deutlich erhöhtes Risiko bei Nichteignung für eine Lysetherapie“, erklärt Dr. Herrmann. Letztere sei weiterhin die erste Wahl der Behandlung einer akuten Lungenembolie mit Kreislaufinstabilität. Bei der Lyse würden über einen venösen Zugang Medikamente verabreicht, die entweder das Blutgerinnsel direkt abbauen oder körpereigene Abbauenzyme aktivieren. „Da im Rahmen der Lysetherapie außerdem Blutgerinnungshemmer gegeben werden, ist die Flow Triever Methode eine sehr gute Alternative für intermediär-Hochrisiko Patienten“, erklärt der Chefarzt.

Bei der Behandlung mit dem Flow Triever System der Firma Inari Medical sei das Risiko einer Blutung deutlich niedriger als bei einer systemischen Lysetherapie: „Jetzt können wir – einfach gesagt – das Blutgerinnsel mechanisch links wie rechts absaugen. Wir gelangen dann minimalinvasiv über einen großen Katheter bis zum Gerinnsel und sondieren die Lungenarterien. In der Regel saugen wir vier bis sechs Mal, bis sich das Gerinnsel gelöst hat. Sollte sich das Gerinnsel nicht absaugen lassen, können wir es mit sogenannten „Discs“, also kleinen Scheiben aus metallischem weichen Drahtgewebe, einfangen und in den Katheter ziehen“, erklärt PD Dr. Herrmann. Der Vorteil an der Flow Triever Methode sei, dass man durch das Absaugen der Gerinnsel den Kreislauf sofort stabilisieren könne. Die Herzfrequenz falle ab und normalisiere sich, der Blutdruck steige wieder an und der Lungendruck werde abgesenkt. Die Behandlungsergebnisse aus der Medizinischen Klinik 1 des Caritas-Krankenhauses belegen diese positive Entwicklung: „Glücklicherweise kam es bei keinem unserer Patientinnen und Patienten zu einer interventionellen Komplikation, sie konnten vielmehr innerhalb von sechs bis acht Stunden von der Intensivstation auf eine normale Station verlegt werden und im Schnitt nach ca. 4,5 Tagen das Krankenhaus verlassen. Die Ergebnisse zeigen aktuell eine sehr effektive und für den Patienten sichere Behandlung der lebensbedrohlichen Erkrankung einer schweren Lungenembolie. Die ersten Ergebnisse unserer Klinik decken sich mit den aktuell verfügbaren Studiendaten“, führt PD Dr. Herrmann aus. Es sei anzunehmen, dass die Sterblichkeit und Folgekomplikationen mit dieser Therapie deutlich reduziert werden könne.

Langzeitergebnisse existierten aktuell noch nicht, daher sei es wichtig die Patienten regelmäßig zur Nachsorge zu sehen und den weiteren Verlauf zu beobachten: „Die Patienten werden konsequent aktuell nach sechs Monaten noch mal gesehen. Bisher konnte bei keinem unserer Patientinnen und Patienten ein Lungenhochdruck festgestellt werden. Sollte dies im Verlauf allerdings der Fall sein, dann würde der Patient in einer Lungenfachklinik bzw. Lungenhochdruckambulanz zur weiteren Behandlung vorgestellt werden. Bei 14 der 20 Patienten haben wir bereits eine Kontrolle sechs Monate nach der Behandlung durchgeführt. Diese zeigte, dass zwölf der Patienten sehr gut profitiert haben und nach sechs Monaten beschwerdefrei gewesen sind. Eine Belastung des rechten Herzens konnte bisher in allen Fällen nicht mehr nachgewiesen werden. Der Belastungstest (Spiroergometrie) ist vollständig unauffällig ausgefallen. Bei den verbleibenden zwei Patienten stellten wir im Rahmen der Diagnose zur Lungenembolie auch noch einen bösartigen Tumor fest. Bekanntermaßen treten Thrombosen und Lungenembolien gehäuft auch bei Tumorpatienten auf“, erklärt der Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, internistische Intensivmedizin, interventionelle Kardiologie, Herzinsuffizienz und Sportkardiologie weiter.

Ebenso positiv fällt die Bilanz bei der interventionellen Mitralklappenprozedur aus: Mit dieser neuen Methode hat das Team der Kardiologie in Bad Mergentheim innerhalb eines Jahres 30 Eingriffe durchgeführt. „Der sogenannte MitraClip kann mit seinen Greifarmen jeweils rechts und links eine Klappensegelschicht greifen. Mit einem dünnen Draht durchstechen wir die Scheidewand und gewähren uns so Zugang von der rechten in die linke Herzkammer, wo wir mit dem Mitralclip die undichte Stelle abdichten“, erklärt PD Dr. Herrmann. Die Patientinnen und Patienten seien durchschnittlich 80 Jahre alt gewesen und in der Regel bereits schwer erkrankt mit vielen Begleiterkrankungen. „Der minimalinvasive Eingriff wird bei Patienten mit zu hohem chirurgischen operativen Risiko durchgeführt. Unser Herz-Team aus Kardiologen und den Kollegen der Herzchirurgie besprechen im Vorfeld jeden Patienten individuell. Auch deshalb konnten 95 Prozent der Eingriffe ohne Komplikationen durchgeführt werden. Tödliche Komplikationen sind während des Eingriffs und direkt im Anschluss nicht aufgetreten“, stellt PD Dr. Herrmann die Statistik seiner Abteilung dar. „Bei zwei Patienten kam es zu einer Blutungskomplikation, die wir jedoch folgenlos behandeln konnten“, führt der Chefarzt weiter aus. „Unsere Patienten verbringen ca. sechs bis acht Stunden nach dem Eingriff über Nacht auf unserer Intensivstation. In der Regel folgt ein stationärer Aufenthalt von drei bis vier Tagen. Bei 94 Prozent der Patienten zeigte sich ein sehr gutes Ergebnis an der Herzklappe sechs Monate nach dem Eingriff. Bei nahezu allen Patienten haben wir eine Verbesserung der Symptome von Luftnot und Belastbarkeit erreicht“, so PD Dr. Herrmann weiter.

Die Ergebnisse zeigten auch hier aktuell eine sehr effektive und sichere Behandlung für Patientinnen und Patienten mit einer schlussundichten Herzklappe (Mitralklappeninsuffizienz) trotz vieler Begleiterkrankungen und hohem Risiko für operative Eingriffe. „Ziel dieser Therapie bei diesem Alterskollektiv ist die Verbesserung der Lebensqualität und Belastbarkeit. Die ersten Ergebnisse unserer Behandlung decken sich aktuell auch hier mit Ergebnissen der aktuell verfügbaren Studien. Beide neuen Projekte, die Flow Triever Methode und das MitraClipping konnten in den ersten zwölf Monaten sehr erfolgreich absolviert werden. Unser Bestreben ist es, das medizinische Behandlungsspektrum auf dem aktuellsten wissenschaftlichen Stand anzubieten. Das Team der Medizinischen Klinik 1 des Caritas-Krankenhauses wird künftig weiterhin daran arbeiten, mit hoher Qualität und Sicherheit sowie mit bestem Wissen und Gewissen derartige Eingriffe vorzunehmen“, bestätigt der Chefarzt abschließend.

Bildunterschrift: Chefarzt PD Dr. Sebastian Herrmann (r.) setzt mit dem leitenden Oberarzt Dr. Octavian Maniuc (2.v.r.) im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim einen MitraClip ein.

Foto: Theresia Paul

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