Abenteuer Bienen – BlickLokal unterwegs mit Imker Nicolas Betzel

„Bienen sind nur im Kollektiv stark“

Zimmern. In China muss inzwischen der Mensch ausziehen, um das zu vollbringen, was einst Aufgabe der Biene war: Bäume und Pflanzen zu bestäuben und somit unsere Nahrungsgrundlagen zu sichern. In Deutschland sind die fleißigen Insekten zum Glück noch selbst unterwegs, doch auch hierzulande ist das Stichwort Bienensterben mittlerweile in aller Munde. Weniger bekannt ist dagegen, welch faszinierende und aufwendige Tätigkeit zahlreiche und zum Glück auch wieder mehr jüngere Imker ausüben. BlickLokal hatte nun die Gelegenheit einem von ihnen bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen.

Von Christina Sack

Freude an der Natur in die Wiege gelegt

Die Zukunft der Imkerei in Deutschland hängt naturgemäß davon ab, dass sich genug Menschen bereit erklären, diesem schönen, wichtigen, aber auch zeitaufwendigen Hobby nachzugehen: im Schnitt drei bis vier Stunden pro Woche müssten investiert werden, erzählt Nicolas Betzel, zudem gelte es sich ständig auf dem Laufenden zu halten. Und um überhaupt mit dem Imkern anfangen zu können, ist zunächst einmal eine umfassende Ausbildung notwendig.

„Mir wurde die Freude an der Natur praktisch in die Wiege gelegt. Mein Vater ist Jäger und nahm mich schon früh mit raus. So habe ich die Bedeutung der Natur kennengelernt,“ schildert der Jungimker seine Beweggründe, sich eigene Bienenvölker zuzulegen. Auch das Bienensterben sei damals mehr und mehr in den Fokus gerückt und habe ihn zusätzlich motiviert, Imker zu werden.

Bevor es mit der Imkerei richtig losgehen konnte, hieß es jedoch erst einmal die Schulbank zu drücken. Von Februar bis Dezember 2014 fand die Ausbildung einmal monatlich am Lehrbienenstand in Heckfeld statt. Neben der Theorie wurden die Teilnehmer an den Bienenkästen auch Schritt für Schritt an die Praxis herangeführt. Mit dem ersten eigenen Volk „im Gepäck“ startete für den Jungimker, der mittlerweile 200. bis 300.000 Bienen sein Eigen nennt, schließlich das Abenteuer Bienen.

Ordnung im Chaos

„Am meisten fasziniert mich an den Bienen, dass in ihrem zunächst chaotisch wirkenden Gewusel doch eine Ordnung zu finden ist,“ erzählt Betzel. „Das Kollektiv der Bienen funktioniert wie ein gut geschmiertes Uhrwerk, wie ein einziger Organismus. Alleine ist die Biene nichts.“

Doch nicht nur auf das Kollektiv sind die Bienen angewiesen, sondern auch auf die Hilfe des Imkers. Für diesen geht die Arbeit im Jahresverlauf nicht aus. Im Herbst heißt es unter anderem die Völker winterfest zu machen und schwache Völker zusammenzulegen. Auch darum, dass die Bienen genug Futter haben, um über die kalte Jahreszeit zu kommen, muss sich der Jungimker kümmern. Mit Zuckerwasser und Sirup versorgt Betzel deshalb seine kleinen Lieblinge.

Auch um einen der ärgsten Feinde der Biene, die Varroa-Milbe muss er sich kümmern. Im Spätsommer werden die Völker mit Ameisensäure und um die Weihnachtszeit mit Oxalsäure vor der bestandsgefährdenden Milbe geschützt.

Ende Februar geht es dann schließlich richtig los. Mit der Saalweidenblüte bringen die Bienen die ersten Pollen ein, für Betzel heißt es nun den Brutraum zu vergrößern und nach dem Futter zu schauen. Mit der Süßkirschblüte im April setzt er schließlich den ersten Honigraum auf, entnimmt die Winterfutterwaben und hängt den Drohnenrahmen ein.

Einen Höhepunkt im Summen und Schwirren rund um seine Bienenkästen, die auf einem Grundstück bei Zimmern stehen, erlebt Betzel schließlich mit der Rapsblüte. Jetzt heißt es den zweiten Honigraum aufzusetzen und die Kästen rechtzeitig zu erweitern, um ein Schwärmen der Völker zu vermeiden. „Im ersten und zweiten Jahr sind mir die Bienen jeweils einmal abgehaut, berichtet der Hobbyimker. Zum Glück habe ich sie nicht weit entfernt in einem Baum bzw. einer Hecke wiedergefunden und konnte sie wieder einfangen.“

Jetzt, Anfang Juni, sind seine Bienen bereits so erfolgreich unterwegs gewesen, dass der erste Honig gemacht werden kann. Auch das Honig machen will gelernt sein. Hat der Honig den richtigen Reifegrad, kann nach dem Schleudern und mehrtägigem Rühren das süße Nass, der Frühjahrshonig, schließlich in die Gläser abgefüllt werden.

Von Juni bis Ende Juli fliegen die Bienen dann erneut los und bringen den Nektar des Sommers ein. Anfang August steht dann das zweite Mal Honig machen auf dem Programm.

Nervengifte und Varroamilbe setzen den Bienen zu

Auch wenn Betzel bei seinen eigenen Völkern, mittlerweile sind es sechs an der Zahl, noch keine Verluste erleben musste, sieht er die Varroamilbe als große Gefahr für die fleißigen Insekten. Aber auch Neonictonoide, Nervengifte, die beim Spritzen der Pflanzen auf die Felder ausgebracht werden, seien für die Bienen sehr gefährlich. „Man kann es nicht auf einen Punkt festlegen, es sind mehrere Faktoren, die den Bienen zusetzen“, zeigt sich Betzel besorgt um die Zukunft der Bienen. Auch ein vermindertes Nahrungsangebot, z.B. durch den Wegfall vieler Hecken, ist ein Problem. Seine Bienen profitierten jedoch von zahlreichen Rapsäckern in der Gegend sowie von Streuobstwiesen. Im Spätsommer dagegen werde es für seine Bienen schwieriger noch Nahrung zu finden, Wildwiesen seien dann für Bienen und andere Insekten Gold wert.

Tiefere Einblicke in die Natur

„Ich habe durch die Imkerei tiefere Einblicke und ein tieferes Verständnis in die Abläufe in der Natur bekommen,“ zeigt sich der Jungimker begeistert von seinem Hobby und hofft, dass mehr junge Menschen Lust bekommen, sich eigene Bienenvölker zu halten. Allerdings sei die Imkerei schon eine Wissenschaft für sich und erfordere die Bereitschaft sich einzulernen und tiergerecht zu handeln. „Interessierten gebe ich den Tipp, einfach mal bei einem befreundeten Imker über die Schulter zu schauen, um herauszufinden, ob die Imkerei etwas für einen selbst ist.“

 

Imker Nicolas Betzel besitzt sechs Bienenvölker, 200.000 bis 300.000 Bienen gehören dazu.

 

Mit dem Smoker lenkt Betzel die Bienen ab, um anschließend im Stock arbeiten zu können.

 

Reges Kommen und Gehen – die Bienen sind im Frühjahr fleißig am Nektar sammeln.

 

Eng geht’s zu im Bienenkasten: ca. 50.000 Bienen bilden ein Volk

 

Jungimker Betzel prüft mit der Kippkontrolle die Schwarmstimmung im Volk.

 

 

 

Hobbyimker Betzel präsentiert eine mit Bienen besetzte Wabe.

Der Imker prüft, ob sich Weiselzellen auf der Wabe befinden.

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