Ein Blick hinter die Kulissen des Schlackohrhäuser Rosenmontagsumzuges

WagenbauerINNen von „Hauptsach Gschraub“

Wer zur Zeit am Wochenende durch Assamstadt fährt, der sieht an mehreren Hofeinfahrten eine Anhäufung von parkenden Autos. In den dahinter liegenden Scheunen und Hallen wird gebohrt, gesägt, gehämmert und geflexxt. Hier sind die einzelnen Wagenbaugruppen dabei, die Motivwagen für den Assamstadter  Rosenmontagsumzug anzufertigen und aufzubauen. Rund 20 Wagenbaugruppen erbauen Jahr für Jahr überdimensionale Motivwagen, welche sich dann am Rosenmontag wegen ihrer gewaltigen Höhe bis zu sechs Metern und wegen ihrer kolossalen Überbreite oft regelrecht durch die Straßen von Schlackohrhausen schlängeln und die vielen tausend Zuschauer in Staunen und Begeisterung versetzen.

 

Bevor die Wagenbaugruppen mit dem Wagenbau beginnen, brauchen sie eine zündende Idee, unter welchem Motto der zu erbauende Motivwagen den Zuschauern präsentiert werden sollte. Um das richtige Thema für ihren Wagen zu finden, unternehmen viele der Umzugsgruppen bereits im Herbst eine feucht-fröhliche Wanderung in eine benachbarte Gemeinde wie z.B. Laibach oder Rengershausen, wo dann der eine oder andere bei regem und lustigem Gedankenaustausch plötzlich sagt: „ Ich glaub, ich hab`s! Wir könnten das und das machen! Ich stell mir das so und so vor.“ Und plötzlich ist die Idee für den neuen Motivwagen geboren.

Von der Idee bis zum fertigen Wagen ist es aber noch ein weiter Weg. Bevor  mit dem Wagenbau richtig begonnen werden kann, müssen oft maßstabgerechte Pläne angefertigt werden. Auf Grund der Pläne kann das Material für den Wagen besorgt werden. Bretter, Latten, Schrauben, Farbe und vieles mehr. Die Assamstadter Fasnacht ist den Wagenbauern ans Herz gewachsen und lieb und teuer. Deshalb sind sie gerne bereit, für ihren Wagen viel Geld zu investieren, manchmal bis zu 4 000 €. Um solch einen finanziell aufwendigen Motivwagen finanzieren zu können, suchen die Wagenbaugruppen oft nach  einer Einnahmequelle, indem sie z. B. das Jahr über eine Tanzveranstaltung durchführen oder bei dem einen oder anderen Fest die Bewirtschaftung übernehmen. Es gibt aber auch Umzugsgruppen, die extra ein Umzugskonto eingerichtet haben, auf das die einzelnen Gruppenmitglieder einen monatlichen Beitrag zur Finanzierung ihres Motivwagens einbezahlen.

DSC08177

TÜV-Abnahme bei „NouGnachelt“

Spätestens unmittelbar nach Weihnachten beginnt die eigentlicheWagenbauerei. Jetzt heißt es: „Auf geht`s! Jeden Samstag bis Fasnacht  um 9.00 Uhr ist Arbeitsbeginn.“ Pünktlichkeit ist Ehrensache. Die meisten Wagenbaugruppen haben inzwischen in der Nähe ihrer Scheune auch schon ein eigenes Clubheim eingerichtet. Hier wird gevespert, Mittag gegessen und nach Arbeitsschluss in gemütlicher Runde zusammen gesessen. Weil das Wagenbauen auch viel Hunger macht, schlachten manche bevor die Wagenbauerei richtig los geht sogar ein Schwein, von dem bis Fasnacht meist nichts mehr übrig ist

DSC08127

Koordinationsgespräch mit Peter Schmitt vom TÜV Bad Mergentheim

Zwei Termine sind für die Wagenbauer von großer Bedeutung. Vier Wochen vor Rosenmontag und eine Woche vor Rosenmontag findet die große TÜV-Abnahme aller Umzugswagen statt. Der Mann vom TÜV gibt den Wagenbauern nicht nur wichtige Tipps, was die Sicherheit betrifft, er weist darauf hin, was geht und was nicht geht. Schließlich erstellt er für jeden Umzugswagen ein TÜV-Gutachten und je nachdem, wie das TÜV-Gutachten ausfällt, benötigen die meisten Umzugsgruppen zusätzlich noch eine Ausnahmegenehmigung durch das Regierungspräsidium, ohne die eine Teilnahme am Umzug nicht möglich wäre. Oft arten die notwendigen  Formalitäten zu einem nervenaufreibenden bürokratischen Hickhack für die Wagenbauer aus.

Trotzdem verlieren die fleißigen Wagenbauer nicht die Freude am Wagenbauen. Jede einzelne Wagenbaugruppe ist ein kleines „Völkchen“ für sich. Erkennbar ist dies daran, dass jede Wagenbaugruppe einen eigenen Gruppennamen besitzt, der wahrscheinlich mit unliebsamen Erfahrungen beim Wagenbau in Zusammenhang steht, so gibt es Wagenbaugruppen, die nennen sich z.B. „Alles Pfusch“, Krummer Winkel“ oder „Schief und schäbs“.

DSC08168

„TÜV-Abnahme“ des neuen Clubheims „Schneiderei“

Jede Wagenbaugruppe hat auch ihre eigene Gruppenkleidung, die man schon von weitem an der Farbe erkennt. Dass manchmal zwischen den einzelnen Wagenbaugruppen auch eine gewisse Rivalität entsteht, liegt in der Natur der Sache. Tut aber der Begeisterung für die Assamstadter Fasnacht keinen Abbruch.

Dass es beim Rosenmontagsumzug in Assamstadt auch ein Preisrichtergremium gibt, das die einzelnen Umzugsgruppen bewertet, löst bei manchen Umzugsgruppe zusätzlich noch eine besondere Motivation aus, die sich letztendlich auch auf die Qualität des Umzuges auswirken kann. Die Preisrichter bewerten die einzelnen Umzugsgruppen nach drei Kriterien, die da heißen „Arbeitsaufwand“, „Originalität“ und „Gesamteindruck“- Für jedes dieser drei Kriterien kann ein Preisrichter, von denen es 25 gibt, bis zu 10 Pluspunkte vergeben. In diesem Jahr kommt noch ein neues Kriterium dazu: „Negative Auffälligkeiten“ Hier kann der Preisrichter bis zu 10 Minuspunkte vergeben. Um ihre nicht immer leichten Aufgaben sind die Preisrichter nicht gerade zu beneiden. Nach dem Umzug wird während des Fasnachtstreibens in der Halle das Ergebnis der Preisrichter bekannt gegeben. Natürlich kommt es dabei auch hin und wieder bei den einzelnen Umzugsgruppen zu Enttäuschungen, weil sie eventuell ein besseres Ergebnis erwartet hatten. Aber die Freude an der Fasnacht geht dadurch nicht verloren. Nächstes Jahr wird wieder gebaut, das ist keine Frage. Für echte Schlackohren gilt die Parole: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht!“

DSC09951

Sägarbeiten bei „Sax und Sparrenächel“

Jetzt hoffen Umzugsteilnehmer und die Umzugsorganisatoren auf gutes Wetter und wünschen allen Umzugszuschauern viel Freude und viel Spaß beim Rosenmontagsumzug in Schlackohrhausen.

 

Umzugsversammlungen der Schlackohren

Die Vorbereitungen der Schlackohren laufen auf Hochtouren. Die diesjährige Umzugsversammlung findet am Montag, den 20. Februar 2017 ab 20.00 Uhr im Gasthaus zum Straußen statt. Hier werden die Weichen für den großen Rosenmontagsumzug gestellt. Die Teilnehmer erhalten notwendige organisatorische Hinweise und werden über wichtige Neuregelungen beim Umzug und über die TÜV-Abnahme informiert. Es wird erwartet, dass von jeder Umzugsgruppe ein Vertreter an der Versammlung teilnimmt.

 

Noch sehr gute Karten für 1. Prunksitzung

Wer so richtig in Fasnachtslaune und sich von dem Humor der Schlackohren bei den Prunksitzungen und beim Umzug anstecken lassen möchte, der kann sich das neue Video auf der Startseite der Homepage der Schlackohren ansehen: www.schlackohren.de. Auch die Karten für die drei Prunksitzungen können auf dieser Homepage erworben werden. Es gibt noch sehr gute Sitzplätze für die erste Prunksitzung, die am kommenden Samstag, den 18.02.2017 stattfindet: entweder online oder bei der Volksbank Assamstadt vor Ort, oder telefonisch oder per Fax (Tel.: 06294/4226-0 Fax: 06294/4226-39). Für Kurzentschlossene sind außerdem weitere Karten an allen Abendkassen erhältlich.

 

Horst Wachter

 

Bilder: ANRU

    Related Posts

    Rosenmontag: Druden kommen zurück nach Dinkelsbühl
    Veranstaltungstipp: Turnfasching für Kinder in der Mehrzweckhalle Schrozberg
    „Haus Reinhardshof“ zieht vorübergehend um